Materia Medica Pura Project (MMPP)

Eines der derzeit wichtigsten Projekte der Homöopathie weltweit!

Seit T.F. Allen und Constantine Hering ihre umfassenden Arbeiten zur Materia Medica gegen Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlicht haben, gab es keine weitere systematische Aufarbeitung der Materia Medica mehr. Seitdem wurde eine große Anzahl von Arzneimittelprüfungen, geheilten Fällen, Vergiftungsberichten und klinischen Erfahrungen veröffentlicht. Diese sind jedoch nur zerstreut in einer Unmenge von Literatur zu finden. Wertvolle Informationen schlummern ungenutzt in alten Journalen und Büchern und sind Homöopathen für die tägliche Praxis nicht zugänglich. Das Hauptziel des MMPP ist es, dieses Material zu sammeln, zu katalogisieren und in unsere Materia Medica und Repertorien zu integrieren, um die Verschreibungssicherheit aller praktizierenden Homöopathen zu verbessern.

Unter der Initiative und Leitung von André Saine arbeiten seit 2005 in Europa sowie in Nord- und Südamerika zurzeit 50 KollegInnen an einer umfassenden Revision der Materia Medica von insgesamt 600 Arzneien. Sämtliche verfügbare Quellen eines Mittels werden gesichtet: Prüfungen, Kasuistiken, toxikologische Berichte und klinische Erfahrungen. Für jedes Mittel wird aus diesem Material eine Monographie erstellt, die auf verlässlichen Quellen basiert. Neuere Informationen werden nur integriert, sofern sie nicht spekulativ sind.

Die Arbeit kulminiert in der Präsentation des Genius (eine präzise Zusammenfassung der charakteristischsten Merkmale) eines jeden Mittels sowie in der Verbesserung des Repertoriums in Form von Nachträgen, Veränderung der Wertigkeiten von Mitteln, Korrekturen des Wortlauts der Rubriken und der Schaffung neuer Rubriken und Unterrubriken. Der Genius eines Mittels erlaubt dem Homöopathen einen schnellen Zugriff auf die wesentlichsten Merkmale eines Mittels, um es mit den Symptomen des zu behandelnden Falls zu vergleichen und erleichtert so die Differenzierung von Arzneimitteln enorm.

Die Verbesserungen des Repertoriums auf der Basis des Complete Repertory 4.5 und die Revision der Materia medica auf der Basis zuverlässiger Quellen steigern unsere Möglichkeiten, das ähnlichste Mittel für einen Fall zu finden. Seit 2021 sind diese Ergänzungen auch im ‚Reliable Repertory‘ integriert.

Prüfungen, geheilte Fälle, Vergiftungen und klinische Erfahrungen, die in den letzten 125 Jahren veröffentlicht wurden, sind i.d.R. nicht oder nur unsystematisch in unsere Materia Medica und Repertorien eingeflossen. Viele charakteristische Symptome, selbst aus den ältesten Quellen wie Samuel Hahnemanns Reiner Arzneimittellehre und den Chronischen Krankheiten sowie aus Allen’s Encyclopedia of Pure Materia medica haben den Weg in unsere Repertorien noch nicht gefunden. Es wurden z. B. um die 800 Einträge von Ipecacuanha, über 1.500 von Hepar sulphuris, über 1.500 von Nitricum acidum und über 3.000 von Plumbum met. hinzugefügt.

Im Durchschnitt  fehlen an die 30% der charakteristischen Symptome unserer Mittel im Repertorium. Von vielen Arzneien ist nur eine Minderheit ihrer charakteristischen Symptome in den Repertorien enthalten. Viele Mittel werden wahrscheinlich, selbst wenn sie eindeutig angezeigt sind, deshalb nicht verschrieben, weil man einfach nicht an sie denkt, da sie bei der Repertorisation kaum erscheinen und sie in der Materia Medica schwierig zu finden sind.

Das MMPP hat die Absicht, allen praktizierenden Homöopathen zugänglich zu sein. Derzeit ist es nur auf Englisch verfügbar. Die aus dem MMPP resultierende Materia Medica wird es immer nur in digitaler Form geben, da sie kontinuierlich mit neuen bzw. neu entdeckten Informationen ergänzt wird. Geplant ist eine Aktualisierung von mehr als 600 Arzneimittel-Monographien, sowie langfristig die Integration dieser Daten in eine moderne Datenbank. Darüber hinaus führen die Teilnehmer des Projekts auch immer wieder Prüfungen bzw. Nachprüfungen von kleinen, nicht oder unzureichend geprüften Arzneimitteln durch.

Dieses Projekt ist ein wirklicher Meilenstein in der Verbesserung unserer Materia Medica und Repertorien, den zwei wichtigsten Werkzeugen der Homöopathie.

Roland Methner spricht über das Projekt

In diesem Video (ca. 30 Min.) spricht Roland Methner (organisatorischer Leiter des MMPP) im Gespräch mit Mathias Berner (UTH) über die Arbeit des MMPP. Es handelt sich um Ausschnitte des gesamten Interviews (ca. 1 Std.) – wer das vollständige Interview hören möchte, kann dieses unter www.unitedtoheal.com erwerben.